- Müßt Ihr fechten?
- Was ist eigentlich genau eine »Mensur«? Wie muß ich mir das vorstellen?
- Mit scharfen Waffen? Ist das nicht ziemlich gefährlich?
- Beziehen sich die Pflichtpartien auf ein Semester oder auf welchen Zeitraum?
- Gibt es Regeln über die Fußarbeit?
- Und gegen wen ficht man?
- Steht der Sieger nach einer Mensur eigentlich erst fest, wenn Blut geflossen ist?
- Wenn es um den Fechtsport als solchen ginge, dann könnte man doch auch ganz normales Sportfechten betreiben?
- Welchen Sinn hat die Mensur?
- Was ist ein Schmiß?
- Und wenn man einen Schmiß hat?
- Hat jeder von Euch einen Schmiß?
- Kann es sein, daß das Thema »schlagend« oder »nichtschlagend« ein wunder Punkt bei den Verbindungen ist?
Müßt Ihr fechten?
Ja, wir müssen unsere Pflichtpartien fechten, aber nachdem wir die Idee des Fechtens kennengelernt haben, haben wir mit dem Eintritt in unsere Verbindung diese Verpflichtung freiwillig auf uns genommen. Einmal wollen wir die weit über 100jährige Tradition unserer Bundesbrüder fortsetzen, zum anderen stärkt das Fechten uns selbst und unsere Gemeinschaft. Gerade in jüngster Zeit ist zu beobachten, daß viele Bewerber gerade das Fechten fasziniert, und sich deshalb erst für eine Verbindung interessieren. Das Fechten gehört zum »Mythos Verbindung« untrennbar dazu.
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Was ist eigentlich genau eine »Mensur«? Wie muß ich mir das vorstellen?
Das Mensurfechten (auch: »studentisches Fechten« oder »akademisches Fechten«) ist ein reines Hiebfechten (d. h. es wird nicht gestochen). Die Fechter stehen sich in einem festen Abstand gegenüber; der Abstand, das ist die Mensur (von lat. »Maß«). Der Ausdruck wurde dann insgesamt auf diese Art des studentischen Fechtkampfs übertragen.
Das einzige, was sich bewegt, ist der Fechtarm, und die Kunst besteht darin, gleichzeitig einen Hieb auszuführen und dabei trotzdem gedeckt zu bleiben. Gefochten wird mit scharfen Waffen und entsprechender Schutzkleidung nach einem festen Regelwerk, dem Comment.
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Mit scharfen Waffen? Ist das nicht ziemlich gefährlich?
Du meinst: Ob man dabei draufgeht? Nein. Ernste Verletzungen sind ausgeschlossen. Der Paukant ist bei der Mensur durch entsprechende Schutzkleidung geschützt.
Er trägt eine stichfeste Weste (z. B. aus Kevlar), Kettenhemd, Tiefschutz, Halsbandage, Armschutz (Stulp), einen Mensurhandschuh mit Ketteneinlage und eine Röhrenbrille mit Nasenblech und meist mit Ohrenleder.
Vor der Mensur muß sich der Paukant einer ärztlichen Untersuchung unterziehen, ob er mensurtauglich ist, insbesondere, ob die Schädelknochen richtig verwachsen sind. Sonst wäre das ja Wahnsinn!
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Beziehen sich die Pflichtpartien auf ein Semester oder auf welchen Zeitraum?
Insgesamt. Jedes Mitglied einer CC-Verbindung muß genau zwei ziehende Partien schlagen. Bei manchen Verbindungen ist die Zahl der Pflichtpartien auch höher, aber zwei sind das Minimum. Die erste schlägt man gewöhnlich nach einem Semester, die zweite nach dem zweiten oder dritten, aber das sind Richtwerte, bei manchen geht es schneller, bei manchen dauert es etwas länger. Selbstverständlich darf man auch mehr Partien fechten als die Pflichtpartien!
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Gibt es Regeln über die Fußarbeit?
Ja: Es gibt keine. Man bewegt sich nicht von der Stelle.
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Und gegen wen ficht man?
Grundsätzlich gegen Angehörige anderer Verbindungen am selben Hochschulort. Es kann allerdings vorkommen, daß ein Bund für einen Bundesbruder keinen passenden Gegenpaukanten findet, gerade bei Linkshändern kann das etwas schwierig sein; dann hört man sich an anderen Hochschulorten um und sucht dort einen Gegenpaukanten, der paßt.
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Steht der Sieger nach einer Mensur eigentlich erst fest, wenn Blut geflossen ist?
Bei der Mensur gibt es keinen Sieger oder Verlierer. Wenn ein Schmiß gesessen hat, der den Getroffenen am Weiterfechten hindert, wird die Mensur vom Paukarzt beendet und zählt für beide.
Verletzungen beim Mensurfechten kommen übrigens weit seltener vor, als ein Außenstehender sich das vielleicht vorstellt.
Das Ende der Mensur bestimmt sich ansonsten nach der Zahl der gefochtenen Gänge. Ein Gang besteht aus vier Hieben, danach gehen die Sekundanten dazwischen, dann ist ganz kurze Pause, dann geht es weiter, nach der Hälfte der Gänge ist etwas größere Pause, von ein, zwei Minuten.
Die erste Mensur, die man ficht, geht über normalerweise 30 Gänge, alle weiteren über normalerweise 40 Gänge. Wurden alle Gänge gefochten, sagt man, die Mensur ist »ausgepaukt«.
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Wenn es um den Fechtsport als solchen ginge, dann könnte man doch auch ganz normales Sportfechten betreiben?
Es geht eben gerade nicht nur um den Sport als solchen, sondern an erster Stelle um den Zusammenhalt in der Gruppe, ebenso um nicht ganz leicht zu erklärende persönlichkeitsverändernde Effekte, die man wahrscheinlich erst dann nachvollziehen kann, wenn man selbst gefochten hat.
Dazu gehört es auch, überschüssige jugendliche Energien in ungefährliche Bahnen zu lenken. Bei einer Mensur riskiert man schlimmstenfalls eine kosmetische Beeinträchtigung, anders als wenn jemand auf der Autobahn die Sau rausläßt …
In den 70er Jahren haben eine ganze Reihe von Verbindungen versucht, das Fechten durch Judo oder ähnliches zu ersetzen, einige davon sind inzwischen wieder zum Mensurfechten zurückgekehrt.
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Welchen Sinn hat die Mensur?
Da wird Dir sicher jeder etwas anderes erzählen, es gibt eine Reihe von Gründen. Niemand zwingt uns zum Fechten auf Mensur – es sei denn unsere eigene, ausdrücklich offen eingegangene Verpflichtung. Wir meinen aber, daß die Mensur für unsere Korporationen so wichtig ist, daß wir nicht darauf verzichten wollen. Die Mensur ist für uns das Ideal des ritterlichen Kampfes mit einem gleichwertigen Gegner. Begriffe wie Sieger oder Verlierer sind der Mensur fremd.
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Was ist ein Schmiß?
Das ist ein studentischer Ausdruck für eine beim Mensurfechten erhaltene Verletzung und die daraus resultierende Narbe.
Bei der Mensur wird, wie Du nach der Lektüre dieser Seiten vielleicht schon weißt, mit scharfen Waffen gefochten; es ist reines Hiebfechten, d. h. es wird nicht gestochen; der Abstand der Fechter bleibt während der Mensur unverändert; Trefferfläche ist der Kopf.
Der Rest des Körpers bis zum Hals einschließlich ist gegen Verletzungen uneingeschränkt geschützt.
Der Kopf hingegen ist lediglich geschützt durch eine vergitterte Röhrenbrille mit Nasenblech, meist mit Ohrenleder. Der nicht geschützte Bereich des Kopfes kann also von der Klinge des Gegenpaukanten getroffen werden; natürlich mit der Einschränkung, welche Hiebe nach den Vorschriften des jeweiligen Hochschulortes erlaubt sind. Hiebe auf die rechte Wange und von unten auf das Kinn sind beispielsweise überall verboten, weil man die nicht decken kann.
Der Schmiß ist übrigens heutzutage allenfalls noch ein kosmetisches Problem; funktionelle Störungen muß heute niemand mehr befürchten.
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Und wenn man einen Schmiß hat?
Dann hat man einen. :)
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Hat jeder von Euch einen Schmiß?
Nein, natürlich nicht. Ich kenne sehr wenige Fälle von Leuten, die bei ihren Pflichtpartien getroffen wurden, und sichtbare Schmisse haben davon auch wieder nur wenige davongetragen.
Viele fechten aber mehr als ihre Pflichtpartien, und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, doch noch einen Schmiß zu bekommen.
Die höhere technische Perfektion geübter Fechter geht meist mit einer erhöhten Risikobereitschaft einher, übrigens auch bei Leuten, die sich bei ihren Pflichtpartien noch ziemliche Sorgen gemacht haben.
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Kann es sein, daß das Thema »schlagend« oder »nichtschlagend« ein wunder Punkt bei den Verbindungen ist?
Eigentlich nur bei den Nichtschlagenden. ;) Auch bei den Verbindungen wurde in den Jahren seit 1968 so einiges auf den Prüfstand gestellt, auch das Fechten, aber zu heute kann ich sagen, daß die Mensur absolut unumstritten ist, ich sehe sogar eher die Tendenz, wieder mehr Wert aufs Fechten zu legen. Die Mitgliederentwicklung bei den schlagenden Verbänden bestätigt diese Beobachtung; ich bin sicher, dieser Trend wird weiter zunehmen.
Quelle: Coburger Convent